Donnerstag, 21. Oktober 2010

Hainan!

Weiter geht es mit einem Bericht über fünf Tage auf Hainan :-)
Nach fünf Tagen in Shanghai sind Jan und ich weiter nach Hainan geflogen. Hainan ist eine Insel südlich von China, welche oft auch "Chinas Hawaii" genannt wird. Bekannt ist die Insel für weiße Sandstrände, Palmen und subtropisches Klima. Wir sollten Hainan auf eine andere Art und Weise kennenlernen...
Als wir ankamen, goss es in Strömen und die gesamten Straßen waren überflutet. Wir dachten uns noch nichts schlimmes und suchten helle Flecken am Himmel, um uns auf die Sonne freuen zu können. Doch der Regen hörte nicht wirklich auf. So beschlossen wir nach Einrichtung in unserem Hostel uns erst einmal um unser Weiterreise am nächsten Tag zu kümmern. Geplant war weiter Richtung Westen in den Regenwald zu fahren, um von dort aus in die Inselmitte in die Berge zu reisen, dann die Ostküste zu besichtigen (sehr berühmt für wunderbare Küsten und Landzungen) und von dort dann schließlich weiter nach Haikou im Norden zu fahren, von wo unser Rückflug nach Shanghai bzw. Peking gehen sollte.
Die Bustickets zu unserem ersten Ziel bekamen wir auch ohne Probleme. Na gut, etwas schwer war es schon, weil es auf Hainan überhaupt gar keine lateinischen Buchstaben gibt, sondern wirklich ALLES auf chinesisch ist und dort auch keiner Englisch kann. Doch mit ein paar Schlüsselwörter aus dem Chinesischen, Bildersprache sowie der Stadt in chinesischen Zeichen gelangten wir zu unserem ersten Busticket. Diese Chance wollten wir nutzen und wollten auch gleich das Folgeticket kaufen, um vom Westen in die Berge fahren zu können. Das erwies sich schon als schwieriger, aber mit lauten Rufen in den Busbahnhof rein, erschien irgendwann eine Frau, die etwas Englisch konnte und uns so weiterhalf. Trotzdem bekamen wir am Ende ein falsches Ticket, was wir aber es später merkten. Also planten wir um... Wir ließen den Regenwald Regenwald sein und wollten direkt an die Ostküste fahren, da dort schönes Wetter vorausgesagt war.
Zurück also zum Busbahnhof und versuchen, ein Ticket zu bekommen. Beim Nennen unser Wunsch-Ankunftsstadt bekam die Verläuferin allerdings nur große Augen und wiederholte immer wieder "Mei you mei you" (kein kein). Wir verstanden nur Bahnhof - wir waren uns sicher, dass Busse fuhren und es konnten doch nicht alle ausgebucht sein! Irgendwann erschien ein junger Chinese an unserer Seite, der den Dolmetscher spielte: In den Osten könne man momentan nicht fahren, sagte er, kein Bus gäbe es. Warum, wollten wir wissen und es kam die ernüchternde Antwort, dass der strömende Regen von heute schon seit Tagen andauerte und das größte Unwetter seit 60 Jahren auf Hainan darstellte. Alle großen Zugangsstraßen zum Osten wären überflutet, die Dörfer unpassierbar. Aha, darum also kein Bus!
Ein Anruf bei unserem im Voraus gebuchten Hotel bestätigte alles. Wir könnten ohne Probleme stornieren, hieß es. Wenn wir gerade einen Platz mit Dach überm Kopf und Essen hätten, sollten wir auch lieber dort bleiben, als versuchen, doch irgendwie an die Ostküste zu gelangen, erklärte uns die Hotelbesitzerin. Sie sei die letzten zwei Tage von der Außenwelt abgeschnitten gewesen....!!
Gut, was jetzt? Wir beschlossen einen weiteren Tag in unserer weniger schönen Ankunftsstadt Sanya zu verbringen, da der Regen auch etwas nachließ. Wir ließen uns zum Strand der fünf Sterne Hotels, 15 km außerhalb der Stadt fahren und verbrachten dort unseren zweiten Tag. Es regnete fast gar nicht und durch das durchgehend subtropische Klima wurde einem auch nicht kalt. Sogar im Meer haben wir gebadet :-)
Nach dieser Ausweichmöglichkeit setzen wir am dritten Tag dann doch einen Teil unseres Planes um und fuhren in die Inselmitte, mitten in die Berge. Ein Traum!! Unser Hotel lag am Stadtrand der kleinsten Stadt chinas und wir konnte zu Fuss eine Lehmstraße mitten in die Dörfer und Reisterrassen von Hainan hinunter laufen. Es war wundershcön, sehr idyllisch, aber auch sehr realistisch. Wir wurden von den Kindern belagert, die uns immer wieder zuriefen und sich sehr freuten, wenn wir ihnen zuwinkten. Sie wirkten glücklich und zufrieden, was mich sehr beruhigte. Wir hatten in Sanya zuvor schlimmere Armut gesehen: Kinder, die auf alten vergammelten Kuttern unter Brücken lebten und barfuss durch den Schlammfluss liefen, um am Ufer etwas Trinkwasser zu holen. Traurig sahen sie aus...
So erfreute mich dieser Anblick umso mehr und es war toll, die Kinder sich so freuen zu sehen! Wir liefen gute 1,5 Stunden die Straße entlang und danach dann alles in die Stadt zurück. Dort ging es weiter ins Stadtzentrum und rein in die immense, aber doch verlassen wirkende Universität. Das Gebäude war ursprünglich als Regierungsgebäude gedacht und in einer derart angemessenen Größe gebaut worden. Die Regierung wurde nur sehr schnell vom Kommunismus gekippt und so bekam die Uni das Gebäude, welches auf einem Berg über der Stadt liegt. Von dort liefen wir eine immer schmaler werdene Betonstraße hinauf, die uns in den wirklichen Regenwald führte. Überall Schmetterlinge, Palmen, viel Grün und Bananenbäume. VOm Weg führten Trampelpfade zu kleinen Hütten, in den Menschen wohnten. Eine ungewohnte und sehr spannende Atmosphäre.
Wir genossen nach der Wanderung abends ein leckeres Essen im Hotel und machten uns an unserem vierten Tag auf nach Haikou. Auch hier eine sehr hässliche Stadt (wie Sanya auch schon) - es lohnt sich wirklich nur die Küste bzw. die Regenwälder im Inselinneren. Doch die Altstadt von Haikou war spannend: Viele europäische Bauten, teilweise sehr verfallen, welche gut für eine Filmkulisse gedient hätten. Wir schauten uns das Viertel abends an und fuhren mit einer Rikscha nach Hause - toll diese Dinger :) !
Abends aßen wir eine nach Landesart speziell zubereitete Ente und Fische, die sehr lecker waren. Ein toller Abschluss!
Nach der vierten Nacht hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von Hainan und voneinander. Doch wir hatten zehn wunderbare Tage und haben viel erlebt!

Der nächste Trip ist Mitte November geplant: Dieses Mal geht es nah Guilin...
Ansonsten werdet ihr jetzt nicht mehr jedes Wochenende von mir hören, da uns das normale Leben und vor allem auch das Arbeitsleben hier eingeholt hat und wir so an manchen Wochenende auch einfach mal nichts machen, außer schlafen, ausruhen und etwas in der Stadt rumzulaufen. Ich halte euch aber trotzdem auf dem Laufenden - es wird schon noch einiges zu berichten geben.
Als letzter Satz nun der Hinweis, dass ich schon Halbzeit habe. Die Zeit verfliegt hier!!!
Ich grüße euch alle herzlich! Bis bald, eure Anna
PS: Fotos folgen ein anderes Mal.

Shanghai!

Hallo ihr Lieben!
Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder, um euch von fünf gemeinsamen Tagen mit Jan in Shanghai zu berichten.
Wir haben viel erlebt - wo also anfangen?
An unserem ersten Tag ging es zur EXPO, die noch bis Ende Oktober in Shanghai zu besuchen ist. Gigantisch trifft es wahrscheinlich am besten... Ein irre großes Gelände erwartete uns mit "nur" einer Besucherzahl von 450.000 Besuchern. Momentan sind über eine Million Besucher normal. Doch auch schon bei uns musste man für jeden Pavillion MINIMUN drei Stunden anstehen, meistens mehr. So haben wir uns vor allem die Pavillions von außen angesehen, was auch sehr viel Soaß gemacht hat. Das Gelände ist riesig und wir sind acht Stunden lang nur rumgelaufen und sind fast nirgendwo zwei Mal vorbei gekommen und haben auch nur die eine (größere) Hälfte mit den Länderpavillions besichtigt. Sehr unterschiedlich Pavillions haben uns erwartet: Russland punktete beispielweise mit sehr aufwendigen Fassaden, die nachts künstlerisch beleuchtet wurden. Irland brachte sich mit einer sehr großen grünen Rasenfläche in den Vordergrund, während Großbritannien mit einem Igelpavillion in den Vordergrund stach. Der Pavillion unseres Landes hat mir design technisch am besten aufgrund seiner modernen Form gefallen. Mit deutschem Pass konnten wir die sehr lange Schlange umgehen und wurden direkt in den Pavillion geführt. Das war toll! Deutschland hat sich mit seinen Hauptindustrien und seinen Bundesländern präsentiert. Hamburg wurde vor allem durch die Hafencity dargestellt. Erfreut hat mich, dass ich meine Uni wiedergefuunden habe :) Durch das geplante Gebäude von Daniel Libeskind wurde ein Foto des geplanten Audimax gezeigt, welches für sein energieoptimiertes Bauen vom Bundesministerium ausgezeichnet wurde.
Abgeschlossen haben wir unseren EXPO-Besuch mit einer Bootsfahrt, die uns zum anderen Flussufer führte. Von dort ging es dann zurück nach Hause.
Der nächste Tag gestaltete sich durch die Besichtigung der riesen Einkaufsstraße Nanjing Road von Shanghai, welche direkt zum Bund führt, von dem die Skyline von Shanghai zu bewundern ist. Erst mussten wir für einen Platz an der Reling kämpfen, doch nach (nur!) 100 m Spaziergang auf der Promenade wurde es fast leer und es bestätigte sich mal wieder eine Eigenart der Chinesen bei Sehenswürdigkeiten: Mehr als 50 m werden nicht gelaufen. Also ein Tipp für alle, die je China besuchen sollten: Lauft immer einfach etwas weiter, es wird schnell sehr leer, obwohl man am Anfang dachte, bei den Massen überhaupt nichts zu sehen zu kriegen... Mit der Fähre ging es dann zur Skyline hin und hoch in den Jin Mao Tower, in dem sich im 86. Stock eine tolle Bar befindet. Mit Cocktails und Schokoladenfondue ließen wir den Abend dort ausklingen.
Der dritte Tag brachte uns ins Urban Planning Museum, um ein großes Stadtmodell von Shanghai zu bewundern und von dort dann weiter zur sogenannten French Concession zu laufen. Ein Viertel, welches viele europäische Bauten in sich birgt. Das Highlight hier ein Gang durch ein kleines, unauffälliges Tor, welches ein in ein Gassenlabyrinth mit tausend kleinen Geschäften und Restaurants führt. Eine tolle Atmosphäre!
Am vierten Tag ging es nach Qibao, einem Teil des alten Chinas mit den typisch alten Häusern, Brücken und Booten. Etwas zu touristisch aufgemacht meiner Meinung nach, aber trotzdem einen Besuch wert! Vorher hatten wir uns den People's Square angeschaut. Ein großer Platz in der Nähe der Nanjing Road, der von vielen Hochhäusern umringt ist. Auch ein Besuch im Yuyuan Garten durfte nicht fehlen. Sehr schön gestaltet, doch waren so viele Menschen vor Ort, dass keine Ruhe dort einkehrte. Selbst nicht, wenn man ans Ende des Garten ging ;)
Shanghai ist sehr anders als Peking. Erst einmal gibt es VIEL mehr Menschen dort und der Aufbau der Stadt ist komplett anders als der in Peking. So wie es in Deutschland auch typisch ist, gibt es in Peking ein großes Stadtzentrum. In Peking kann die verbotene Stadt als Herz von Peking gesehen werden, trotzdem stellt jedes Viertel sein eigenes Zentrum.
Was vielleicht auch noch erwähnenswert ist, ist die Auffälligkeit von Jan und mir im Doppelpack. Vor allem Jan mit blonden Haaren und wir beide mit blauen Augen sind derart aufgefallen, dass es mich irgendwann schon genervt hat, immer angestarrt zu werden. Wir wurden tausend Millionen Mal fotografiert, wir haben irgendwann aufgehört zu zählen. Irre! Vor allem ältere Menschen (die fast noch nie Westler gesehen haben) und die kleinen Kinder waren bei unserem Anblick schon fast verwirrt. Ein komisches Gefühl. Doch auch von den Generationen dazwischen wurde uns andauernd "Hello" und "Ni Hao" zugerufen. Man man man! Irgendwann war auch gut, aber wir sind bis zum Ende freundlich geblieben und haben uns bereitwillig fotografieren lassen. Die Chinesen freuen sich dann einfach immer so :) !
Fotos folgen jetzt alle auf einmal.


Leuphana Uni Lüneburg im Deutschlandpavillion auf der EXPO


"In" Hamburg


Der deutsche Pavillion


Skyline Shanghai


Skyline mit Jan und mir

People's Square


Nanjing Road


EXPO Maskottchen HAIBO und Anna :)


Yuyuan Garden


Qibao